Chronik des Gesangverein „Liederkranz“ Kasendorf 1854 e.V.
Die Gründung 1854
Als sich im Jahre 1854 vierzehn Männer, allen voran Lehrer und Kantor Johann Lorenz Winterstein und Lehrer Georg Friedrich Rauh, entschlossen einen Gesangverein zu gründen, war unser Land geprägt und beflügelt von den Gedanken an Freiheit, Einheit, Recht und Nationalstolz. Es sollte nicht mehr heißen „der Staat, das bin ich“, sondern „der Staat, das sind wir“. Deutscher Freiheitswille hatte Napoleon, dem korsischen Eroberer, 1814 in der Völkerschlacht bei Leipzig Einhalt geboten, das deutsche Bürgertum hatte in der Märzrevolution 1848 einen Sieg errungen und in der Frankfurter Nationalversammlung wurden darauf bald erhebende Reden gehalten. Die Lieder des bereits 1828 mit 31 Jahren früh verstorbenen Franz Schubert wurden hoch verehrt.
… So wird diese Zeit geschildert, wenn man sich mit alten Chroniken des Gesangvereins befasst. Die Eisenbahn, die seit 1853 zwischen Hof und Konstanz verkehrt, konnte man an einer Pionierleistung der damaligen Zeit, dem Bau der „Schiefen Ebene“, auch in unserer Nähe bewundern. 1885 wird Karl Benz sein Automobil erfinden, die Dampfmaschine gibt es schon im Ruhrgebiet.
Das „Deutsche Lied“ war bei allen großen Anlässen zugegen und hatte seinen Ursprung in den Rockenstuben, den Werkstätten und den Schulen. Gesungen wurde am Herd wie am Pflug und der Gesang gehörte zum Alltag. Kameradschaftliche Zusammenkünfte waren wohl die Grundlage für die Entstehung der deutschen Männerchöre bei denen die Pflege des deutschen Liedes eine hohe Aufgabe und ein festes Band darstellten. In diese Zeit hinein muss man sich die Gründung des Gesangvereins „Liederkranz“ vorstellen. Es war damals der erste und einzige Verein in Kasendorf, bestehend aus Mitgliedern der angesehensten Kreise des Ortes mit dem Zweck und Ziel der „Pflege des edlen Volksgesanges, herzlicher Gemütlichkeit und einfachen, edlen Frohsinns“.
In seinem Gründungsjahr bestand der Verein bereits aus 70 Mitgliedern:
Bergmann Fritz, Nagelschmied, Kasendorf Bergmann Johann, Mälzer, Kasendorf Felbinger Konrad, Büttnergeselle, Kasendorf Felbinger Jobst, Büttnergeselle, Kasendorf Fischer Joh., Müller, Kasendorf Friedrich Joh., Zeugmacher, Kasendorf Förster Frdr., Gärtnermeister, Kasendorf Müller Job., Büttnergeselle, Kasendorf Münch Gottl., Müller, Kasendorf Münch Konr., Müller, Kasendorf Münch Konr., Mälzer, Kasendorf Rauh Georg, Lehrer, Kasendorf Reul, Lehrer, Heubsch Schwarz Joh., Schneidermeister, Kasendorf Stahl Joh., Gärtnergeselle, Kasendorf Ströber Wilh., Müller, Kasendorf Trendel Fr., Maurer, Kasendorf Wening Geh., Dr. med., Kasendorf Winterstejn, Kantor, Kasendorf Witzgall, Kantor, Peesten Wohn Hch., Gerber, Kasendorf Angermann Joh., Bäckermeister, Kasendorf Angermann I. R., Bäckermeister, Kasendorf Eichhorn Chr., Schuhmachermeister, Kasendorf Eichhorn Jak., Schuhmachermeister, Kasendorf Förster Adam, Wagnermeister, Kasendorf Förster Andr., Nagelschmiedemeister, Kasendorf Förster Andr., Schneidermeister, Kasendorf Förster Joh., Seifensiedemeister, Kasendorf Glenk Frdr., Seilermeister, Kasendorf Hösch Joh., Müllermeister, Kasendorf Hoffmann sen. u. I., Pfarrer, Kasendorf Lemberg Th., Gastwirt, Kasendorf Löffler Konr., Metzgermeister, Kasendor Merkel Frdr., Schneidermeister, Kasendorf Münch Frdr., Müllermeister, Kasendorf Müller Jobst, Büttnermeister, Kasendorf Oheim Chr., Bäckermeister, Kasendorf Schleicher, Papierf., Heubsch Schmiedel II, Pfr., Kasendorf Stenglein Chr., Zimmermeister, Kasendorf Ströber Fr., Müller, Kasendorf Stübinger Joh, Gastwirt, Kasendorf Wohn Andr., Gerbermeister, Kasendorf Opp Frdr., Bäckergeselle, Thurnau Röthel Steph., Schneidermeister, Kasendorf Schuhmann Hch., Papiermachergeselle, Heubsch Hübner Gg., Papiermachergeselle, Heubsch Albrecht Jobst, Papiermachergeselle, Heubsch Bedan Christ., Lehrer, Thurnau Röttel Mich., Schuhmachermeister, Kasendorf Kolb Joh., Ziegler, Kasendorf Krämer Mich., Kantor, Azendorf Eschenbacher Hch., Müller, Kasendorf Hahn, Ökonom, Peesten Stadtler Edm., Revierförster, Peesten Hahn Joh., Bäckergeselle, Kasendorf Müller Gg., Büttnergeselle, Kasendorf Biedermann Peter, Zimmermeister, Peesten Bayer Peter, Azendorf Münch Konr., Bäckergeselle, Sanspareil Maißel Gg., Müllergeselle, Wonsees Bock Gg., Schneidermeister, Limmersdorf Angermann Gg.Konr.(Rumler), Bäckerm.,Kdf. Brann Joh., Drechsler, Kasendorf Demmelmeier Paulus, app. Bader, Kasendorf Rosenhamer Joh., Lehrer, Döllnitz Bergmann Gg.,. Weber, Kasendorf Hofmann Joh., Metzgermeister, Kasendorf Burger Job., Schreinermeister, Thurnau
1929 schreibt Oberlehrer Lauterbach in seiner Chronik rückblickend:
„Dass die ‚Sängerei’ nicht ein bloßes Strohfeuer, dass vielmehr die Lust und Liebe zum Liede, entsprungen auch einer natürlichen Veranlagung der Bevölkerung zum Singen, echt war und Herzenssache, beweist der rasche Aufstieg des Vereins. Denn schon nach 4 Jahren am 15.September 1858 konnte … das Fest der Fahnenweihe begangen werden…Fahnenweihen waren damals keine Alltäglichkeiten und Sängerfahnenweihen, bei denen das deutsche Lied dem inneren Drange und einer heißen Sehnsucht nach Einheit, Recht und Freiheit entsprechend wuchtig und tief erscholl, waren erst recht Anziehungspunkte der gesamten, in Ziel und Wollen vereinten Bevölkerung.“
Ein weiteres Zeugnis, das die Ernsthaftigkeit, den Stolz und den vorwärts gerichteten Blick des Vereines in dieser Zeit bestätigt, ist die Teilnahme am Deutschen Sängerfest in Nürnberg 1861.
Hier war der Gesangverein „Liederkranz“ als einer von 245 weiteren Vereinen vertreten, um als große, nationale Tat die Gründung des Deutschen Sängerbundes zu beschließen. Unter den einzelnen Vereinsschildchen des damals entstandenen Erinnerungsbildes befindet sich auch das des Gesangverein „Liederkranz“ mit dem Randvermerk „Vorstand Wohn, Dirigent Günther“.
Schnell kamen die beiden Kriege 1866 und 1871 und führten zu einem regelrechten Stillstand unter den Männergesangvereinen im Lande, auch beim Kasendorfer „Liederkranz“.
Der Gesangverein nach dem Krieg von 1871
Natürlich hatten nun im „neuen Deutschland“ die Gesangvereine mit ihren nationalen und gemeinschaftlichen Werten und Zielen ebenso ihren Platz wie vorher, aber in den Chroniken unseres Gesangvereines finden sich nun nicht mehr die Worte wie „… beflügelt von .., …getragen durch …, ..dem inneren Drange nachgebend… – Der Chronist Christoph Lauterbach schreibt:
„Da… war es in der Mitte der 70 er Jahre Kantor Simon, dessen Tatkraft, zäher Wille und Ausdauer dem stark mitgenommenen „Liederkranz“ neues Leben einatmete und ihn zu neuer Blüte brachte. Da wurde fleißig gesungen und geübt, bis das Gelernte in Fleisch und Blut übergegangen war…“
Diesem Lehrer und Kantor Johann Leonhard Simon ist es vor allem zu verdanken, dass der Verein nicht nur wieder erstarkte, sondern dass auch mit regelmäßigen Gesangsaufführungen, sogenannten „Produktionen“, in den schönen Sommertagen ab dem Jahre 1859 am Festplatz die große Tradition des Kellerfestes ihren Anfang nahm.
Was erst als öffentliche Aufführung für die einheimische Bürgerschar gedacht war, erfreute sich zunehmender Beliebtheit, auch in der näheren Umgebung. Besonders die regelmäßige Aufführung dieser „Produktionen“ im August zog mit der Zeit Publikum aus nah und fern nach Kasendorf, das nicht nur berühmt war wegen der wunderbaren Lage des Festplatzes, sondern auch wegen seines guten und starken Bieres.
Seit 1877 wird nun regelmäßig jedes Jahr am 1.Sonntag im August das Kellerfest, benannt nach den nahe gelegenen Bierkellern im Turmbergfels, durch den Gesangverein „Liederkranz“ veranstaltet.
Ein Gedenkstein, sowie der von den Anwohnern stets gut gepflegte „Simonweg“ als Zufahrt zum Festplatz, erinnern noch heute an Johann Leonhard Simon.
So, als ob sich der Verein nun ganz auf die Ausrichtung des Kellerfestes, der dazugehörigen Produktionen und der Pflege guter Beziehungen zur singenden Nachbarschaft kümmerte, schreibt Chronist Lauterbach:
„Weiter schreitet die Zeit, ohne besondere Ereignisse und ohne merkliche Bereicherung der Vereinsgeschichte in den nächsten Jahren…“
bis ins Jahr 1904, dem ersten großen Jubiläum, dem 50-jährigen Bestehen:
„ …bei sehr großer Beteiligung aus nah und fern und bei hochwertigen Leistungen auf dem Gebiete gesanglicher Vorträge – ein Höhepunkt…“
Nach dem Ersten Weltkrieg
Bereits 10 Jahre nach dem 50-jährigen Jubiläum mussten bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 die Singstunden eingestellt werden. Das Vereinsleben ruhte. Während des Krieges rückten 33 Mitglieder des Gesangvereins ein, 10 davon kamen nicht mehr wieder. Nach Kriegsende 1919 wurde der Gesang wieder aufgenommen. 1921 tritt der Verein dem Fränkischen Sängerbund bei und erstarkte wieder. Höhepunkte dieser Zeit waren die Teilnahme des „wackeren“ „Liederkranzes“ am 8. Fränkischen Sängerbundfest 1923 in Nürnberg, sowie am 10. Deutschen Sängerbundfest in Wien 1928.
Stolz feierte der auf 38 aktive Mitglieder angewachsene Verein 1929 sein 75-jähriges Jubiläum. Aus dem Jubiläumsbericht ist eine Begebenheit interessant, die bereits Rüdiger Kuczius in seiner Choronik auszugsweise zitierte:
„Ein Ereignis besonderer Art brachte das Jubiläum unserer Sängerschar. Am Hauptfesttag, als der Festzug bei wieder durchbrechendem Sonnenschein mit klingendem Spiel an dem Hause unseres Sangesbruders Schuhmann vorbeiging, erblickte daselbst ein kleines Mädchen das Licht der Welt. Dieses frohe Ereignis musste natürlich gefeiert werden, und so war es selbstverständlich, dass wir am folgenden Tag feierlichst die Patenschaft anboten und auch erhielten. Möge sich dieser in unserer Vereinsgeschichte einzig dastehende Fall und die Patenschaft an unserem lieben Samstagskind „Liedka“ glückbringend für die Zukunft unseres Vereins auswirken.“
Der Zweite Weltkrieg
Die Zeit, die der Verein zum Aufbau zur Verfügung hatte, war wiederum kurz. Trotz mancher nach 1933 einengender staatlicher Bestimmungen blühte der Verein noch weiter und das Kellerfest wurde ausgebaut. Es fanden regelmäßig jährlich ein Ball, das Kellerfest und eine Weihnachtsfeier mit jeweils künstlerischer Ausschmückung statt. Das hohe Niveau des Chores wird gepriesen.
Jedoch der zweite Weltkrieg kam, und einem beeindruckenden Bericht aus dem Jahre 1948 von Carl Schüler über die Zeit von 1939 bis 1945 ist zu entnehmen, wie trotz immer stärkerer Not im Lande die Pflege des Gesanges und der Sängergemeinschaft unter allen Umständen fortgeführt werden sollte. Der Männerchor wurde jedoch immer schwächer. Das führte 1942 zur Gründung des Gemischten Chores. In der Kriegszeit wurde alles getan um die Verbindung zu den Sängern im Felde aufrechtzuerhalten. Mancher Brief und manches Päckchen wurden ins Feld gesandt, „..bei 20 Einberufenen keine leichte Aufgabe…“ heißt es. Die Schicksale der gefangenen, vermissten und gefallenen Sänger wurden mitgetragen, der Verein sang bei allen traurigen und auch fröhlichen Anlässen im Leben der Einzelnen. Bei Kriegsende bestand der Chor aus 17 Sängerinnen und 8 Sängern. Der Bericht von Carl Schüler schließt mit den folgenden Worten:
„In sechs Jahren feiert der Verein das Fest seines 100-jährigen Bestehens. Ein Wiederbeginn ist in dem völlig verarmten und in allen Fugen zerrütteten Vaterland doppelt schwer. Doch muss der Anfang gemacht werden, und es wird nicht an Männern und Frauen fehlen, die tatkräftig und in oft bewiesener Liebe und Treue zum „Liederkranz“ Hand anlegen.“
1948 die Wiedergründungsversammlung und der neue Aufbau
In der Wiedergründungsversammlung am 18. Januar 1948 wurde beschlossen die Vereinstätigkeit unter Vorstand Hans Groß, Sattlermeister, wieder aufzunehmen. Hauptlehrer Karl Jahreis übernahm den Chor. 100 Sängerinnen und Sänger, die sich zusammenfanden sind auch als Anzeichen dafür zu sehen, dass ein neues Aufstreben des Chores bevorstand.
Am 1. Sonntag im August 1949 erhielt, unter Beteiligung des Vorsitzenden des Patenvereins Gesangverein 1833 Kulmbach, eine neue Fahne ihre Weihe. 4000 Festgäste nahmen an den Feierlichkeiten teil. Die Bahn setzte „Sonderzüge für das Kellerfest“ aus Kulmbach und Bayreuth ein, die Besucher strömten. Der schon früher geübte Brauch des Auftritts der „drei Kasendorfer Auguste“, die in Reimen augenzwinkernd in humorvoller Weise auf das örtliche Leben blickten, wurde wiederbelebt. Ebenso wurde wegen der hohen Zahl der Festgäste im Einvernehmen mit der Marktgemeinde der Festplatz durch eine Überbrückung des Friesenbaches erweitert.
1949 beginnt die Zeit der großen Faschingsbälle des „Liederkranzes“ im Düll-Saal. Einige Auszüge aus der eineinhalbseitigen beeindruckenden Ausführung der Chronik über die Veranstaltungen von Februar 1949 bis April 1953 können diese veranschaulichen:
Faschingsveranstaltung am 12.Februar 1949 unter dem Motto: ‚Eine Reise nach Venedig mit Anschluss nach Grinzing’.
Kleiner und großer Saal, Speisesaal und Flur waren so prächtig geschmückt, dass es etwas Ähnliches in Kasendorf wohl noch nicht gegeben hat. Die Bilder, Land, Leute und Karnevalstreiben aller Herren Länder darstellend, stammten aus der Hand Sepp Ableiters.
Das Kellerfest am 1.Sonntag im August 1949 stellte hinsichtlich der Durchführung und Besucherzahl einen bisher nicht erreichten Höhepunkt dar.
Faschingsveranstaltung am 11.Februar 1950: Motto: ‚Faschingstrubel unter Blüten‚ Blüten aus rosafarbenem Krepp-Papier wurden in solcher Fülle verwendet, dass man sich wirklich als in einem Meer von Blüten wandelnd vorkam. Von dem Musiker ‚Eichler’ wurde dem Gesangverein ein Walzer ‚Heute bin ich gut aufgelegt’ gewidmet, der bei dem Faschingsfest seine schwungvolle Uraufführung erlebte…..
Weihnachten 1951: Gefallenenehrung: Durch Vermittlung des Sangesbruders Werner Herold wurde von einem Holzbildhauer in Mittenwald eine Ehrentafel mit den Namen der im 2.Weltkrieg gefallenen Sänger geschnitzt. Sie ist vortrefflich geraten.
Faschingsveranstaltung am 16.Februar 1952 ‚Eine Fahrt ins Blaue’. Die Dekoration, hauptsächlich mit Hunderten von kleinen, farbigen Ballonen und einem großen Ballon in der Saalmitte, war so reich und geschmackvoll, dass man wohl den Eindruck gewinnen konnte, dass eine Steigerung nicht mehr möglich sei.
Am 12.4.1953 führten die einheimische Koloratur-Sängerin Friedl Genk, Kapellmeister Schulz, Stuttgart, der Männerchor und der Gemischte Chor zusammen ein Konzert durch, das zwar nicht gut besucht, dessen Erfolg aber trotzdem mit berechtigtem Stolz vom Gesangverein verzeichnet werden darf. Fräulein Genk sang meisterhaft Lieder von Brahms, Wolf, Mozart, Rossini und zum Schlusse den ‚Frühlingsstimmen-Walzer’ von Johann Strauß. Dankbarkeit und Freude klangen aus dem stürmischen Beifall.
1954 das 100-jährige Bestehen
Im Zusammenhang mit dem 100-jährigen Bestehen ist aus der Chronik zu erkennen, dass der Verein in dieser Zeit einem Mann einen besonderen Dank zukommen lassen musste. Es war der seit 1925 aktive Chorleiter und Hauptlehrer Karl Jahreis, dem ein „langjähriger, kluger und behutsamer Weg, Sorgfalt und unermüdliche Hingabe“ bescheinigt werden. Er begleitete den Verein 30 Jahre an maßgebender Stelle in guten und schlechten Zeiten.
Mit großem Aufwand feierte der „Liederkranz“ Pfingsten 1954 sein 100-jähriges Bestehen. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 6 Ehrenmitglieder, 85 unterstützende Mitglieder, 33 Sängerinnen und 40 Sänger. Am Pfingstsamstag wurde die Feier mit „schmissigen Weisen“ der Stadtkapelle Bamberg eröffnet. Am Festabend begrüßte Vorstand Hans Kolb unter anderem den Schirmherrn und Oberbürgermeister der Stadt Kulmbach, Georg Hagen, Bürgermeister Groß und Pfarrer Renner.
Die Festansprache hielt 2.Vorstand und Lehrer Albert Birkner. Am Sonntagmorgen wurde um 6.30 Uhr mit Böllerschüssen der Festtag eröffnet. Nach dem Gang zum Ehrenmahl und anschließendem Festgottesdienst fand man sich um 13.00 Uhr auf dem Marktplatz mit 44 Vereinen zum Massenchor und Festzug ein. Im Festzelt fand anschließend das Wertungssingen statt, während auf dem Festplatz die Gäste der Unterhaltungsmusik der Stadtkapelle Bamberg zuhören konnten. Auch am Montag spielten die Bamberger noch vor gut besetztem Zelt bis in den Abend, während parallel dazu im Düll-Saal eine Tanzveranstaltung abgehalten wurde. Den Schlussakt des Festes bildete der große Zapfenstreich.
Der Saal Düll war zu dieser Zeit ein zentraler Ort für den Gesangverein. Zu den Bällen, Konzerten, Weihnachtsfeiern kamen nun auch noch verschiedene Vorstellungen der Theatergruppe des „Liederkranzes“, die mit etlichen Volksstücken wie „Hurra ein Junge!“ oder „Das verhängnisvolle Hochzeitsgeschenk“ ihr Publikum begeisterten.
Öfter wird nun berichtet, dass sich der Verein zu Ausflügen und Wanderungen aufmachte. Schon kurz nach dem Krieg wird von einem „unvergesslichen“ Ausflug nach Bad Berneck berichtet. Mit schöner Regelmäßigkeit macht sich nun der Verein auf „um was Neues zu erfahren“. Diese jährlichen Ausflüge gehören seither zu einem festen Bestandteil des Vereinslebens.
1957 die Verleihung der Zelter-Plakette
Als besonderer Tag in der Vereinsgeschichte gilt die Verleihung der „Zelterplakette“. Mit dieser von Bundespräsidenten Theodor Heuss gestifteten Auszeichnung wurde der „Liederkranz“ für kulturelle Verdienste in der Heimatgemeinde in einer über 100-jährigen Tätigkeit gewürdigt. Während einer kleinen Feierstunde in Nürnberg am 23.9.1957 wurde diese Plakette dem Gesangverein überreicht.
Nachdem nun Karl Jahreis 1956 wegen seiner Pensionierung Kasendorf verließ, galt es einen neuen Chorleiter zu finden. Im Jahre 1960 übernahm der damalige Kasendorfer Lehrer Rudolf Becher den Chor und konnte mit seinem Wirken das Kasendorfer kulturelle und gesellschaftliche Leben für die nächsten 6 Jahre bereichern, wie auch in den darauffolgenden 7 Jahren Chorleiter Robert Hofmann.
Das Jubiläumsjahr 1979
Im Jubiläumsjahr 1979 zählte der Verein unter seinem Vorstand Heinrich Weidner 124 Mitglieder, darunter 37 Sängerinnen und Sänger. Chorleiter war seit 1978 Rüdiger Kuczius. In dieser Zeit wurde klar, dass die Gesangvereine vor einer neuen Herausforderung standen. Sie sahen sich gegenübergestellt „der verwöhnenden Macht der bunt schillernden Medien, die uns fest in den Griff genommen haben“. Singen, als Bereicherung des Verständnisses der Kunst und Kultur, als Helfer für das kritische Erleben der Musik, als Gemeinschaftsbindung und Gemeinschaftserleben, ja sogar als Förderer der Gesundheit, hatte nun in Bezug zu treten zu dem einnehmenden Wesen der Medien Fernsehen und Rundfunk.
Besonders bei der jungen Generation begann das Interesse am herkömmlichen Chorgesang in zunehmenden Maße zu schwinden. Heinrich Weidner, der das Amt des Vorstandes 1974 von Hermann Casper übernommen hatte, war hier wohl der Erste, der dieser Entwicklung deutlich begegnen musste. Hauptsächlich galt es nun junge Menschen für das Vereinsleben und den Chorgesang im Verein zu interessieren und zu gewinnen, was eine schwierige Aufgabe bis heute ist. Erfreulicherweise gelang es immer wieder durch Neuaufnahmen den gewohnten Mitgliederstand aufrecht zu erhalten.
Unermüdlich hat Heinrich Weidner, bis 1987 als Vorstand, und selbst als ein Vorbild an Offenheit und Treue zum Gesangverein, nach Kräften dazu beigetragen, dass der Gemeinschaftssinn, der Zusammenhalt und Bestand, in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft, gewahrt blieben. In Rüdiger Kuczius konnte er dazu einen Chorleiter gewinnen, dem als heimatverbundenen Lehrer glücklicherweise die Gaben zu Teil waren, sorgsam sich der alten Weisen und Volkslieder anzunehmen und sich aber auch dem Zeitgerechten und Modernen nicht zu verschließen.
1988 übernahm Schreinermeister Fritz Horner die Vereinsführung. In einer Rundfunksendung „Grüße aus Oberfranken“, die im Jahre 1992 in Kasendorf aufgenommen wurde, durfte sich unter anderem auch der Gesangverein beteiligen und konnte eine überzeugende Vorstellung bieten.
Chorgemeinschaft mit Gesangverein „Wir unter uns“ Krumme Fohre ab 1997
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Nachwuchssorgen wurde am 3.3.1997 durch die Vorstandschaft unter Fritz Horner eine weitsichtige und notwendige Entscheidung getroffen. Der Gesangverein „Wir unter uns“ Krumme Fohre mit seinen damaligen Vorständen Armin und Karin Böhmer und seiner bewährten Chorleiterin Erika Ellner erklärte sich bereit, zusammen mit dem „Liederkranz“ eine Chorgemeinschaft einzugehen und die Singstunden, wie auch alle Gesangsveranstaltungen gemeinsam abzuhalten. Jeder Verein behält jedoch seine Selbständigkeit.
Durch ihre Fertigkeiten im Klavierspiel hat Frau Erika Ellner dem nun in allen Stimmen erstarkten Chor eine neue, musikalisch zeitgerechte Richtung vermitteln können. In ihrer einmaligen offenen Art und ihrem musikalischen Gespür leitete sie die Chorgemeinschaft bei allen Aufführungen souverän und überzeugend. Zu einer wichtigen Veranstaltung für den Gesangverein entwickelte sich das vom Musikverein Kasendorf jährlich abgehaltene Herbstkonzert, bei dem der Gesangverein bereits seit 1965 mitwirkt. Im Jahr 2003 wurde die Leitung der Chorgemeinschaft in jüngere Hände übergeben. Ellen Wiesner aus Kasendorf erklärte sich bereit nun den Chor zu führen.
Ab 1999 leitet Werner Bergmann aus Reuth als 1.Vorsitzender in bewährter Weise und mit glücklicher Hand die Geschicke des Vereins. Unterstützt wird er von seinen Vertretern Erna Eschenbacher und Herbert Schminder.
Dabei ist an dieser Stelle das besondere Engagement von Erna Eschenbacher, die seit 50 Jahren aktives Mitglied ist und über 20 Jahre dem Verein als 2. Vorsitzende unermüdlich dient, hervorzuheben und zu würdigen. Für den Gesangverein Kasendorf ist die Vorstandsarbeit nicht allein damit getan, für den geregelten Ablauf der Singstunden und der dazugehörigen Aufführungen zu sorgen, die Gemeinschaft zu pflegen und werbend für den Verein einzutreten. Alljährlich erfordert die Vorbereitung des Kellerfestes einen wichtigen und für den Gemeinschaftssinn entscheidenden Teil der Vorstandsarbeit. Das Umfeld verändert sich laufend, neue Vorschriften und Richtlinien zum Abhalten von Festen erfordern neue Überlegungen und Investitionen in die Zukunft. In diesem Jahr steht neben der Ausrichtung des Jubiläumsjahres noch zusätzlich die Festplatzneugestaltung auf dem Programm.
Was wäre der Verein heute jedoch ohne seine Gönner und Helfer
Mit offenen Augen und dem Sinn für das Notwendige und ohne langes Bitten leisten sie jährlich ihren Beitrag zur Unterstützung unseres Vereins. Sowohl diesen, als auch dem rührigen Vorstand ist es zu danken, dass der Gesangverein „Liederkranz“ auch in schwierigen Zeiten zusammenhält und deshalb mit allen seinen Mitgliedern und Freunden hoffnungsvoll auf die nächsten Jahre sehen darf.
2004 – Ein Ausblick auf den Chorgesang
Wir sind in unserer Zeit angelangt! Der Internet-Suchbegriff: „Gesangverein Liederkranz“ liefert 3.380 vorhandene Seiten, eine davon verweist auf www.kasendorf.de, das Vereinsregister der Marktgemeinde.
Sucht man nach dem Wort „Gesangverein“ erzielt man 25.900 Treffer, sucht man nach dem Begriff „singen“ werden 675.000 Einträge aufgelistet und gibt man sich international und sucht nach „sing“ erhält man 6.120.000 Links.
An einem Fernseh-Abend um 20.35 Uhr habe ich meine Programme durchgezappt – unter meinen 17 Sendern finden sich 5 Beiträge bei denen gerade gesungen wird; volkstümliche Hitparaden, „wir suchen die Stars“, Oldie-Abende, etc., erstaunlich! Beim Durchforsten der Tageszeitung stößt man auf die Voranzeigen für die Live-Bands und Tanzveranstaltungen am Wochenende in den verschiedenen Discos, ab und zu mal eine Konzertankündigung oder ein Konzertbericht und manchmal ein Bericht über ein Gesangvereinsständchen meist verbunden mit Geburtstagen oder Ehrungen.
Ja, man sieht, es wird noch gesungen. Eigentlich sind wir umgeben von Gesang – Radio, TV, CD-Player, MP3-Files, DVDs, Videoclips – alles kein Problem – Gesang gehört zu unserem Leben – hoffnungsvoll für einen Gesangverein mit 150-jähriger Tradition ?!
Tun und hoffen wir das Beste für unseren Gesangverein. So Gott will schenke ER gute Gemeinschaft, viele fröhliche Stunden mit Singen und unserem Verein ein langes Leben!